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kreiskreis
Persönlich
3.13.2021

atmen

Es begleitet mich schon lange, seit über 35 Jahren. Und ich nehme es immer häufiger bewusst wahr und es ist ein wirkliches Wundermittel: das Atmen.


Es begleitet uns von Anfang bis Ende und ist lebensnotwendig: doch da es vom autonomen Nervensystem gesteuert wird, wir also bewusst nichts hinzutun müssen, schenken wir ihm kaum Beachtung. Es sei denn es schmerzt, fällt schwer oder man hat zum Beispiel eine Nasennebenhöhlen Entzündung und bekommt nachts keine Luft. Schonmal versucht zu schlafen in so einem Fall? Für einige Momente lernen wir das freie Durchatmen dann schon mal schätzen.
Am Ende fließt der letzte Atemzug aus uns und dann ist Schluss.


Was kann man also nun mit diesem Atmen „machen“ zwischen diesen beiden Ereignissen eines jeden menschlichen Lebens?


Tja. Ich nutze es, um mich bewusst in den derzeitigen Moment zu katapultieren. Raus aus dem Gedanken-Chaos, raus aus dem Alltagsfunktionsmechanismus, der mich mit mir selbst und meinen Mitmenschen unachtsam werden lässt. Durch lange Yoga-Praktiken kann ich sehr tief in den Bauch und sogar bis ins Becken Atmen.
Das war nicht immer so. Bis ich begonnen habe diesem Schatz, dem Atmen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, habe ich nur bis grad mal unterhalb des Kehlkopfes geatmet. Meine Brust hob sich kaum und genau so war mein Leben: angespannt, voller Hektik, Angst und Schrecken in mir.
Durch das bewusste Atmen im Yoga lernte ich diese Blockaden in mir zu sprengen. Es wurden Gefühle frei, die mich daran hinderten mein Potenzial zu leben und ich konnte mehr und mehr einfach gelassen durchatmen - im wahrsten Sinne des Wortes. Was mich früher aus der Bahn geworfen hat, zauberte mir plötzlich ein entspanntes Lächeln aufs Gesicht.


Wer mich kennt weiß, dass ich kein Freund des Darstellens bin :-) deshalb kann ich euch sagen,dass es in meinem Leben genügend Momente gibt, in denen ich genau diese Praktiken vergesse und der normale Wahnsinn mich hat. Die Kinder treiben mich zu meinem inneren Vulkan ebenso wie mein geliebter Mann. Auch hier finde ich es wieder genial: nach einem Ausbruch kann ich mich darauf verlassen, dass die ausströmende Lava der hitzigen Worte und verletzenden Taten schneller abkühlt, wenn ich einen kurzen Moment aufs Atmen achte. Mich selbst zurück hole zu mir und meinem wahren Kern, der bei uns allen die Liebe ist. Ich atme ein - merke, dass es beim Brustbein einen Stop gibt, umarme meinen tobenden Teil in mir und atme aus - lasse alles los was mich im Status Vulkan Ausbruch hält: Ärger, Kontrolle, Rechthabenwollen, Streitenwollen usw.
Ich atme weiter und sehe einfach mit jedem Ein und Ausatmen immer klarer was wirklich gerade IST.

Ich fokussiere mich auf die Welt außerhalb meiner selbst und sehe zum Beispiel einen tobenden Mann, der sich ebenso in seiner Hirnverknotung festbeißt. Dann fällt mir der Spruch ein: lass dich nicht vom Drama anderer mit rein ziehen, sondern ziehe sie in deinen Frieden. Ich bekomme auf einmal Mitgefühl mit meinem Mann und kann sagen: ich verstehe dich! Lass uns durchatmen und schauen was wir JETZT tun oder lassen können, um zur Ruhe zu kommen.
So hilft mir der Atmen in den gegenwärtigen Moment zu kommen und die nötige Ruhe und Gelassenheit zu kreieren.


Was natürlich voraus geht bei mir sind jahrelange Prozesse der inneren Gefühlsintegrationspraxis. Über diese schreibe ich im nächsten Beitrag

Bis dahin: gutes Durchatmen :-)